Anhand eines konkretes Beispiels, über das ich soeben gestolpert bin, möchte ich ein wenig wissenschaftliche Aufklärungsarbeit bezüglich Corona und der Medien-Berichterstattung leisten:
Laut einem Bericht der Welt – Nach Test-Debakel in Bayern – „Hoffe, dass daraus kein zweites Ischgl wird“ – warten 44.000 Urlaubs-Rückkehrer auf ihre Testergebnisse, davon seien 900 „infiziert“.
Die Zahlen machen vermutlich nicht nur mich stutzig, sondern jeden, der rechnen und denken kann. Oder eben auch nicht: Sie bestätigen, was viele längst wissen.
Übrigens: „Infiziert“ ist wieder typisch Mediensprech an der Wahrheit vorbei. Wissenschaftlich korrekt ist nämlich nur, dass die Testergebnisse für 900 Menschen positiv ausgefallen sind. Und was die Tests mit tatsächlichen Infektionen zu tun haben, beschreibe ich im weiteren Verlauf:
Man nehme die Spezifität der Tests, z. B. aus diesem Artikel des mdr (auf die Schnelle gefunden): Wie zuverlässig ist der Test auf das neuartige Coronavirus eigentlich?
Leider wird in dem Artikel nicht zwischen Spezifität und Sensitivität differenziert, aber soo wichtig ist das auch nicht. Demnach gibt es unterschiedliche Aussagen zweier Experten und diese unterscheiden sich drastisch. So läge die „Sicherheit“ des Tests
- laut Direktor vom Institut für Virologie vom Universitätsklinikum Leipzig, Uwe Liebert, bei 99,9 Prozent,
- laut Direktor vom Institut für Virologie der Technischen Universität Dresden, Alexander Dalpke, bei 98 bis 99 Prozent.
Das sieht auf den ersten Blick so aus, als lägen die Einschätzungen der Experten nah beieinander: 99,9 % zu 98 % (im schlechtesten Fall) sind ja lediglich eine Differenz von etwa 2 %. Anders sieht es jedoch aus, wenn man die relevanten Zahlen betrachtet und das sind meines Erachtens die Kehrwerte, also die Falsch-Positiv-Raten. Diese liegen bei 0,1 % und 2 %, was eine „Experten-Unsicherheit“ mit Faktor 20 bezüglich der „Sicherheit“ dieser Corona-Tests attestiert!
Eine klare Analogie für Hamburg: Der eine Experte berechnet die Baukosten für die Elbphilharmonie auf 70 Millionen Euro, der andere auf 1,4 Milliarden! Fazit: Die Experten sind sich komplett uneinig, es gibt keine Klarheit bezüglich der tatsächlichen Sicherheit des Tests. Aber auch das nur nebenbei.
Ich will auf etwas ganz anderes hinaus: Die mir bekannte Zahl bezüglich der Spezifität liegt bei 98 %. Diese deckt sich auch mit der Aussage von Herrn Dalpke, dürfte also in einem realistischen Bereich liegen.
Jetzt die alles entscheidende Frage: Bei wie vielen von den 44.000 getesteten Menschen ist der Test prozentual negativ ausgefallen?
Anwort: Nahezu exakt bei 98 %! Zufall? ;-)
Und jetzt mal anders herum gedacht (natürlich mit dem gleichen Ergebnis): Die Spezifität des Tests sei mit 98 % angenommen. Wie viele Menschen von 44.000 Getesteten würde dieser Test fälschlicherweise als Corona-Positiv brandmarken? 880. Ja, so ist das. Das meinte ich mit stutzig werden. Ein guter Ingenieur oder Mathematiker sieht so etwas auf den ersten Blick.
Im Klartext: Es ist gut möglich, dass von den 900 angeblich Infizierten in Wahrheit alle gesund sind. Die Abweichung vom Erwartungswert ist sehr gering (2,3 %). Somit sind die „positiven Testergebnisse“ (wieso werden falsche Ergebnisse eigentlich positiv genannt?) vollständig mit der „mangelhaften“ Spezifität der Tests erklärbar.
Und das bedeutet: Es gibt hier keinen ansatzweise gesicherten Hinweis auf Corona-Infektionen.